Für Einsteiger in den Devisenhandel kann ein nackter Preischart oft wie ein chaotisches und zufälliges Auf und Ab von Linien und Balken wirken. Technische Indikatoren sind mathematische Werkzeuge, die Tradern dabei helfen, dieses Chaos zu ordnen und potenzielle Muster, Trends und Handelsmöglichkeiten im Kursverlauf zu identifizieren. Sie sind keine Kristallkugeln, die die Zukunft vorhersagen, sondern vielmehr eine Art Brille, die komplexe Preisdaten vereinfacht und visuell aufbereitet. Ein Verständnis der beiden grundlegendsten Kategorien von Indikatoren – Trend-Indikatoren und Oszillatoren – ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer fundierten Chartanalyse.
## Trend-Indikatoren: Die Richtung des Marktes bestimmen
Wie der Name schon sagt, ist das Hauptziel eines Trend-Indikators, die allgemeine Richtung des Marktes zu identifizieren und zu bestätigen. Inmitten der kurzfristigen Kursschwankungen helfen sie dabei, das “große Ganze” zu erkennen. Der mit Abstand bekannteste und am weitesten verbreitete Trend-Indikator ist der gleitende Durchschnitt (Moving Average).
Ein gleitender Durchschnitt berechnet den Durchschnittspreis eines Währungspaares über eine bestimmte Anzahl von Perioden (z.B. der letzten 50 Kerzen) und stellt diesen als eine einzige, geglättete Linie auf dem Chart dar. Diese Linie filtert das kurzfristige “Rauschen” heraus und macht den zugrunde liegenden Trend leichter sichtbar. Die Interpretation ist intuitiv:
- Befindet sich der aktuelle Kurs oberhalb des gleitenden Durchschnitts, wird der Trend allgemein als aufwärts (bullisch) betrachtet.
- Befindet sich der Kurs unterhalb der Linie, gilt der Trend als abwärts (bärisch).
Darüber hinaus fungiert die Linie des gleitenden Durchschnitts oft selbst als dynamische Unterstützung oder dynamischer Widerstand. In einem starken Aufwärtstrend neigt der Kurs dazu, bei Korrekturen bis zur Linie zurückzufallen und von dort wieder nach oben abzuprallen. Eine gängige Strategie ist die Verwendung von zwei gleitenden Durchschnitten mit unterschiedlichen Perioden (z.B. ein schneller 50-Perioden- und ein langsamer 200-Perioden-Durchschnitt). Kreuzt der schnelle Durchschnitt den langsamen von unten nach oben, gilt dies als starkes Kaufsignal.
## Oszillatoren: Das Momentum des Marktes messen
Während Trend-Indikatoren die Richtung anzeigen, messen Oszillatoren die Geschwindigkeit und Stärke einer Kursbewegung, das sogenannte Momentum. Sie bewegen sich in der Regel in einer festen Bandbreite, zum Beispiel zwischen 0 und 100. Ihre Hauptfunktion ist es, Extremzustände im Markt zu identifizieren, die auf eine mögliche Erschöpfung des aktuellen Trends hindeuten könnten.
Die Schlüsselkonzepte sind “überkauft” (overbought) und “überverkauft” (oversold).
- Überkauft: Wenn ein Oszillator seinen oberen Extrembereich erreicht (z.B. über 70 oder 80), signalisiert dies, dass die Kaufdynamik möglicherweise überhitzt ist. Der Aufwärtstrend könnte an Kraft verlieren, und eine Preiskorrektur nach unten wird wahrscheinlicher.
- Überverkauft: Erreicht der Oszillator seinen unteren Extrembereich (z.B. unter 30 oder 20), deutet dies darauf hin, dass die Verkaufsdynamik erschöpft sein könnte und ein Abpraller nach oben bevorstehen könnte.
Ein fortgeschrittenes, aber sehr starkes Signal, das Oszillatoren liefern können, ist die Divergenz. Eine bärische Divergenz tritt auf, wenn der Kurs auf dem Chart ein neues Hoch erreicht, der Oszillator aber gleichzeitig ein niedrigeres Hoch bildet. Dies ist ein deutliches Warnsignal, dass das Momentum hinter dem Aufwärtstrend nachlässt und eine Trendumkehr bevorstehen könnte.
## Die richtige Anwendung: Indikatoren als Bestätigungswerkzeuge
Der größte Fehler, den Anfänger machen, ist, sich blind auf die Signale eines einzelnen Indikators zu verlassen. Ein “überverkauft”-Signal allein ist kein ausreichender Grund, eine Kaufposition zu eröffnen. Professionelle Trader nutzen Indikatoren niemals isoliert, sondern immer als Bestätigungswerkzeug im Kontext der eigentlichen Preisbewegung (Price Action). Sie suchen nach einer “Konfluenz” – einer Übereinstimmung mehrerer Signale. Ein Handelssignal wird erst dann stark, wenn ein Oszillator beispielsweise “überverkauft” anzeigt, der Kurs sich gleichzeitig an einer wichtigen Unterstützungszone befindet und eine bullische Kerzenformation bildet. Indikatoren sollten eine Handelsidee, die auf der Analyse des Charts basiert, bestätigen, nicht aber die alleinige Grundlage für die Entscheidung sein.
Zu den bekanntesten trendfolgenden Indikatoren gehören die gleitenden Durchschnitte (Moving Averages), während der Relative Strength Index (RSI) und der Stochastik-Oszillator klassische Beispiele für Momentum-Oszillatoren sind, die in den meisten Handelsplattformen standardmäßig enthalten sind.